Fünf Fragen an …

Anneke Fiesel, Project Manager Medical Repair Service (MRS) –
Service Logistics bei der Olympus Europa SE & Co. KG

Wenn ein Olympus-Endoskop aus einer Arztpraxis in der Schweiz repariert werden muss, ist es sehr wahrscheinlich, dass Anneke Fiesels Team bei Olympus Europa den Transport in die Hamburger Werkstatt organisiert. Die Projektmanagerin des Medical Repair Services (MRS) erklärt im Interview, wie die Incoterms ihre tägliche Arbeit erleichtern und für klare Lösungen sorgen.

Frau Fiesel, welche Dienstleistungen bietet der MRS genau?

Wir bieten einen Reparaturservice für elektronische Geräte von Olympus an. Das sind unter anderem Kameras und medizinische Produkte wie Mikroskope und Endoskope aus Arztpraxen und Kliniken. Wenn Sie eine Darmspiegelung oder Magenspiegelung haben, kann es gut sein, dass die mit einem Olympus-Endoskop ausgeführt wird. Muss so ein Gerät gewartet werden, ist eine Reparatur erforderlich oder wird ein Leihgerät gebraucht, so kümmern wir uns um die logistischen Abläufe. Wenn es sich um internationale Transporte handelt, beauftragen wir gegebenenfalls einen Carrier – der dann ja auch wissen muss, bei wem er die Frachtkosten abrechnen darf. Wir sitzen in Hamburg, sind das europäische Headquarter und steuern von hier aus das ganze europäische Reparaturgeschäft. In dieser Funktion definieren wir, wie die Transportkosten – und im Falle von Nicht-EU-Ländern zusätzlich die Kosten für Verzollungen – allokiert werden.

Welche Rolle spielen die Incoterms® für Sie?

Wir haben zu allen Kundenstämmen hinterlegt, welche Incoterms jeweils angewendet werden. Für uns ist vor allem die Kostenstruktur relevant: Wer darf was an wen berechnen? Wenn wir zum Beispiel in die Schweiz liefern, stehen noch Verzollungskosten an. Innerhalb der EU liefern wir in der Regel gemäß „Fracht und Versicherung bezahlt“ (Carriage and Insurance Paid, CIP), denn wir haben ja Transportversicherungen und Frachtvereinbarungen mit den Carriern. Daher haben wir die Kosten hier bei uns angesiedelt, und der Empfänger muss gar nichts zahlen – es sei denn, er will selbst seinen Spediteur bestimmen, beispielsweise weil er gute Kontakte zu ihm hat. Aber es wird alles mithilfe der Incoterms gesteuert.

Welche Vorteile sehen Sie in den Regeln?

Sie sind international anerkannt und gültig, sie sind klar definiert, und es kennt sie so gut wie jeder. Wenn wir diese Regeln beispielsweise nur in Deutschland verabschiedet hätten und die Dänen hätten eine auch nur leicht abweichende Version davon, dann würde es vielleicht zu Problemen oder Konflikten kommen. Aber dadurch, dass die Klauseln international verabschiedet werden, sind sie wirklich für alle Seiten einheitlich. Und gerade im komplexeren internationalen Umfeld ist es natürlich nur sinnvoll, sich auf Bedingungen zu einigen, die so klar und transparent wie möglich sind. Genau das bieten die Incoterms.

Funktioniert die Anwendung aber auch in der Praxis zuverlässig? Wie sind Ihre Erfahrungen damit?

Die Anwendung in der Praxis funktioniert in der Regel reibungslos. Wenn es zu Problemen kommt, dann liegt das meist an Faktoren wie dem Zoll und der Einfuhrumsatzsteuer oder vielleicht daran, dass eine neue Person an Bord gekommen ist, die sich mit den Incoterms noch nicht so gut auskennt. Da unterstützen wir dann mit Schulungen und Erfahrungsaustausch.

Wie werden Sie sich das Wissen zu den neuen Incoterms® 2020 ins Haus holen?

Es wird ja bereits gemunkelt, dass sich die ein oder andere Klausel ändern wird, aber wir sind natürlich sehr gespannt, was das konkret sein wird, und warten zuverlässige Informationen ab. Wir haben uns deshalb für den Newsletter von ICC Germany registriert, damit wir die Neuigkeiten aus gesicherter und seriöser Quelle erfahren, sobald sie öffentlich sind. Dann können wir für uns prüfen, welche Auswirkungen das für uns haben wird. Sollte es beispielsweise so sein, dass „ab Werk“ (Ex Works, EXW) abgelöst wird, hätte das für uns recht weitreichende Konsequenzen, da wir diese Klausel häufig nutzen. Dann würden wir natürlich schauen, wie wir uns auf die Änderung vorbereiten, welchen Einfluss sie auf unsere Margen sowie auf die Geschäftsbeziehungen und die Kundenstammdaten hätte.

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