Experten für die Kurzstrecke

Wie setzt sich ein Start-up mit den Incoterms auseinander? Learning by Doing und Kompetenz ins Team holen lautet das Rezept von Forward-Gründer Philip Mordecai aus Hamburg.
„Wir bewegen Ihre Fracht“ lautet das Motto des Start-ups Forward aus Hamburg. Gründer Philip Mordecai sagt: „Wir meinen das wirklich so!“ Sein Team und er pflegen einen sehr engen Kontakt mit dem Markt – den Versendern und den Fahrern; Letztere gehen täglich im Büro des jungen Unternehmens ein und aus. Forward ist eine digitale Plattformlösung für die Lkw-Logistik im regionalen Nahverkehr. „Wir machen digitales Trucking, jedoch nicht auf der Fernstrecke, sondern mit Schwerpunkt auf den Kurz- und Nahbereich, also alle Distanzen bis 150 Kilometer.“ Bisher agiert Forward nur in Hamburg, aber weitere dicht besiedelte Regionen in ganz Europa sollen folgen.

Start als privater Marktplatz für Kleintransporte

Philip John Mordecai hatte die Idee dazu: Als Geografiestudent wollte er nach seinem Umzug in die Hansestadt ein Bett aus Europapaletten selbst bauen. Doch für die Lieferung des sperrigen Holzgestells fand er keinen Dienstleister. Deshalb gründete er mit vier Freunden einen Marktplatz für private Kleintransporte. Informatiker Paul Heidicker ist bis heute mit an Bord. Das Unternehmen mit dem Namen Movemates lief gut, aber auch die Nachfrage von gewerblichen Kunden stieg – und so stellten sie Anfang 2019 komplett auf das B2B-Geschäft um. „Wir hatten einfach gesehen, dass bestimmte Dinge, die wir bei den Transporten für Privatpersonen anboten, gut funktionierten, und haben uns dann entschieden, der Logistikbranche Zugang zu der Technologie zu geben.“

Forward macht Transporte effizienter: Das Problem der hohen Zahl von Leerfahrten ist im Regional- und Nahverkehr noch größer als auf der Fernstrecke. Etwa 70 Prozent der Lkws draußen auf der Straße sind nicht voll ausgelastet und hätten noch Platz, um etwas mitzunehmen. Mordecai sagt: „Wir haben eine Technologie entwickelt, mit der in Fahrzeugen beigeladen werden kann, sodass nicht nur eine Fracht auf einem Fahrzeug steht, sondern vielleicht zwei oder drei. So müssen diese Fahrzeuge auch nicht wieder leer zurückfahren, sondern bekommen direkt in der Nähe eine Anschlusstour.“ Das senkt die Kosten und schont die Umwelt.

Über eine App Aufträge annehmen

Als offene Plattform arbeitet Forward mit Fuhrbetrieben in den Regionen. Sie können über eine eigene App Aufträge annehmen. „Man kann sich das so vorstellen, dass es ähnlich wie bei Uber abläuft: Wenn Sie zum Beispiel ein Lkw-Unternehmer mit einem Fahrzeug sind, etwa einem Sprinter, dann gibt die App ein Signal an Sie ab, sobald ein Transportauftrag zu vergeben ist. Sie können den annehmen und dann den Auftrag fahren – das Honorar dafür zahlen wir jeweils am Ende einer Woche. Und das funktioniert auch, wenn sie nicht nur ein Fahrzeug haben, sondern vielleicht eine ganze Flotte.“ Für die Versender, die ihre Fracht bewegen möchten, gibt es Buchungsschnittstellen und Frontends, die über den Browser laufen. Dort werden die Buchungen entgegengenommen. „Das machen wir im Spotmarkt, also bei Direkttransporten von heute auf morgen oder übermorgen oder auch von jetzt auf gleich; das können Touren von A nach B oder Verteiler- und Sammeltouren sein. Wir wickeln aber auch regelmäßige Geschäfte ab, wenn zum Beispiel jeden Morgen etwas von einem Zentrallager zu einem Außenlager oder von meinem Lager zum Kunden gebracht werden muss.“ Und welche Ware? Das können Baustoffe genauso wie Computerchips sein. Forward ist außerdem Dienstleister für viele große Spediteure: „Zu unseren Kunden zählt das Who’s who der Konzernspediteure.“

Starkes Team und starke Investoren

Das alles stemmt das Start-up mit einem zehnköpfigen Team und starken Investoren. Forward hat einige profilierte Hamburger Business Angels von seinem Geschäftsmodell überzeugt. Gemeinsam haben sie viel vor: „Wir möchten DIE europäische Plattform für Regional- und Nahverkehre in Ballungsräumen werden und gleichzeitig der führende Technologieanbieter im Trucking“, so Philip Mordecai.

In seiner täglichen Arbeit kommen die Mitarbeiter auch immer wieder mit den Incoterms in Kontakt. „Wenn wir beispielsweise einen Lkw zu einer EX-Works-Lieferung schicken, ist es für uns wichtig, dass der Fahrer genau beachtet, dass der CMR-Frachtbrief richtig gestempelt wird. Solche Papiere sind bei uns sehr wichtig; wir prüfen sie, archivieren sie digital und stellen sie bei Bedarf zur Verfügung. Bei jedem Transport, auch 2020 immer noch, gilt: Es gibt keinen Transport ohne Zellstoff.“ Wenn der Stempel zum Beispiel im Versenderfeld landet, ist das falsch, da der Empfänger hier ja gleichzeitig auch der Absender ist und bei der Verladung Kosten und Haftung übernimmt. „Dem kann unsere IT vorbeugen, indem sie einen klaren Rahmen vorgibt.“

„Die Incoterms sind ja auch kein Hexenwerk“

Für ein Start-up wie Forward sind die Incoterms eines der vielen Themen, in die sie sich einarbeiten mussten: „Das war Learning by Doing. Ich bin nicht auf allen Gebieten ein Profi, aber wir haben natürlich auch ausgebildete Spediteure im Team, die dann bei bestimmten Fragen genau Bescheid wissen. Und die Incoterms sind ja auch kein Hexenwerk, sondern sehr durchdacht und bewährt. Wenn man sich damit auseinandersetzt, versteht man schnell, wie sie funktionieren. Welche Incoterms in den Verträgen stehen, entscheiden unsere Auftraggeber oder die Kunden unserer Auftraggeber. Wir als Start-up müssen wissen, wie sie funktionieren und welche Konsequenzen es in bestimmten Fällen geben kann.“

Forward hat viel in den nächsten Monaten vor: Das Start-up will die nächsten Regionen in Deutschland und danach in Europa erschließen. „Wir sind gerade in einer starken Wachstumsphase“, erklärt Mordecai. „Für uns ist es wichtig, täglich mehr Fracht zu bewegen und dabei unnötige Kilometer und Emissionen einzusparen.“ Das will er vor allem mit seinem starken Team schaffen: „Wir agieren nicht von einem Elfenbeinturm aus, sondern sind ganz handfeste, normale Leute, die alle regelmäßig selbst auf der Straße bei den Kunden und Partnern sind und mit ihnen Kontakt halten. Wir schreiben nicht nur Software, sondern bewegen Dinge in der echten Welt.“

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