Der Zollzwist schwellt weiter

Die USA und China streiten sich seit Monaten über Handelsfragen und haben sich gegenseitig mit Importzöllen überzogen. Zwar sieht es gerade nach Entspannung aus. Der Konflikt ist aber noch lange nicht vom Tisch.

In der EU ist die Sorge vor Sonderzöllen auf Autos größer denn je. Die wichtigsten Fakten im Überblick.

Großer Handelskrieg würde China und USA erheblich schaden

Die USA und China hatten sich 2018 gegenseitig mit Sonderzöllen überzogen. Donald Trump drohte mit einer weiteren Eskalation. Nun hat er die Frist zur Erhöhung der Zölle verschoben. Sollten beide Seiten Zölle von 25 Prozent auf alle Waren erheben, würde die US-Wirtschaftsleistung um 9,5 Mrd. EUR (bisher um 2,6 Mrd. EUR) sinken, die chinesische sogar um 30,4 Mrd. EUR (bisher um 5,7 Mrd. EUR), hat das Ifo Institut berechnet. „Obwohl Trump dann einen Erfolg beanspruchen könnte beim Schließen der Handelslücke mit China, würde das Defizit mit Europa größer und könnte transatlantische Spannungen zur Folge haben“, schreiben die Ifo-Experten. Germany Trade & Invest schätzt, dass das US-Defizit mit China 2018 um etwa 10 Prozent auf rund 440 Mrd. USD gestiegen ist. In dem Streit geht es unter anderem um aus US-Sicht problematische Zuwendungen des Staates an chinesische Firmen, erzwungenen Technologietransfer und Diebstahl geistigen Eigentums.

Bremsspuren

Mehrere Indizes verzeichneten zuletzt einen Rückgang. Sie nähern sich oder übertreffen die bisherigen Tiefstände seit der Finanzkrise. Lediglich der Index für den Container­umschlag blieb relativ dynamisch und zeigte ein tendenzielles Wachstum.

Indizes unter Druck

Teilindikatoren für WTO-Handels-Indikator 1. Quartal 2019 (Trend = 100)

Quelle: World Trade Indicator
&

Warenhandelsvolumen

101,9
'

Exportaufträge

95,3

'

Luftfracht

96,8

$

Containerumschlag

100,3

'

Autoproduktion & -absatz

92,5

'

Elektronische Komponenten

88,7

'

Landwirtschaftliche Rohstoffe

94,3

90-Tage-Frist

Das US-Handelsministerium hat in einem Bericht Autoimporte aus Europa als Gefahr für die nationale Sicherheit eingestuft. Damit kann Trump binnen 90 Tagen, also bis Mitte Mai, Sonderzölle erheben.

Autozölle wären für
Deutschland teuer

Prognose des wirtschaftlichen Schadens der US-Strafzölle in Mio. EUR

■ Stahl / Aluminium
■ Autos

Quelle: Ifo Institut, Statista
Deutschland
  • 37 – BIP-Minus 0,00 %
  • 5.043 – BIP-Minus 0,16 %
EU 28
  • 509 – BIP-Minus 0,00 %
  • 8528 – BIP-Minus 0,06 %
China
  • 237 – BIP-Minus 0,00 %
  • 1.679 – BIP-Minus 0,02 %

EU ohne Einigkeit

Ein Handelsdeal könnte Trump davon abhalten, die Autozölle zu verhängen. Die EU-Staaten haben sich bisher aber nicht auf einen zügigen Start von Handelsgesprächen mit Washington verständigen können. Eine Entscheidung könnte nun erst beim EU-Gipfel am 22. und 23. März fallen – wenn nicht sogar noch später. Sollten die USA die Importzölle dauerhaft von 2,5 auf 27,5 Prozent erhöhen, könnten sich deutsche Autoexporte in die USA langfristig fast halbieren, geht aus neuesten Berechnungen des Ifo Instituts hervor.

EU-Zölle zielen auf Konsumgüter

US-Produkte, die von EU-Ausgleichszöllen betroffen sind, nach Importwert 2017, Anteile nach Produktgruppen in Prozent

Quelle: Peterson Institute

%

Andere Konsumgüter

%

Agrarprodukte & Lebensmittel

%

Andere Zwischenprodukte

%

Aluminium

%

Stahl

Whiskey, Harleys und Jeans

US-Produkte, die von EU-Ausgleichszöllen betroffen sind, nach Importwert 2017 in Mio. USD

Quelle: Peterson Institute
  • Stahl 955
  • Bourbon und Whiskey 645
  • Kosmetika 384
  • Motorboote und Yachten 371
  • Motorräder 192
  • Mais 144
  • Spielkarten 134
  • Aluminium 126
  • Jeans 36
  • Andere Konsumgüter 256
  • Andere Zwischenprodukte 0,3

Vergeltung

Die EU hatte die Einfuhrschranken für US-Produkte als Antwort auf die Stahl- und Aluminiumzölle erhöht. Sollte Trump die Autozölle einführen, droht Brüssel bereits mit Vergeltung. Auf der Liste sollen zum Beispiel E-Autos stehen, so dass auch der US-Hersteller Tesla betroffen wäre. Den Wert der Auto- und Autoteileexporte in die USA bezifferte die EU-Kommission zuletzt auf etwa 50 Mrd. EUR pro Jahr. Die Ausgleichsmaßnahmen würden sich nach den Schäden richten und im Einklang mit den WTO-Regeln berechnet werden. Denkbar ist demnach, dass zunächst Gegenzölle auf US-Waren im Wert von rund 20 Mrd. EUR verhängt würden.

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