„Das Handbuch ist die einzige offizielle und verlässliche Quelle.“

Das Ziel der Incoterms® ist es, mehr Rechtssicherheit zu schaffen, indem sie den Akteuren im Markt helfen einzuschätzen, welche Klauseln im Einzelfall passend sind. „Das neue Handbuch enthält eine lesenswerte Einführung von 20 Seiten Umfang, die den Anwendern nicht nur die Grundlagen, sondern auch die bestmögliche Vorgehensweise zur Auswahl der passenden Incoterms® Klausel vermittelt“, so Poleacov. „Darüber hinaus bietet das Handbuch zu jeder Incoterms® Klausel einen erläuternden Kommentar mit Formulierungsbeispielen, Hinweisen und Visualisierungen. Dieser Kommentar ist eine weitere Unterstützung für die Anwender, damit diese im Einzelfall die passendere Klausel aussuchen können.“
Besonders kritisch: Änderungen einzelner Incoterms® Klauseln und die „Klassiker“ DDP und EXW
Besonders kritisch sei auch der Einsatz der Klauseln „DDP“ und „EXW“: „Sie sind eher für nationale Geschäfte bzw. Geschäfte im EU-Ausland gedacht – wenn überhaupt“, sagt Peter Poleacov. „Die Vereinbarung von DDP führt oftmals zu Schwierigkeiten in Hinsicht auf Zoll- und Steuerrecht, ohne dass das den Vertragsparteien bewusst ist. Das gilt insbesondere für grenzüberschreitende Kaufverträge, wo eine Export- und Importabwicklung vorgesehen ist.“ In den neuen Incoterms® 2020 wird deshalb noch einmal explizit darauf hingewiesen.
„Zudem müssen sich die Vertragsparteien klarmachen, dass die Verwendung einer Incoterms® Klausel zwar wichtige Aspekte, wie den Gefahrübergang, die Transportkosten und das Transportrisiko, regelt. Weitere vertragliche Aspekte (z.B. Gewährleistungsrechte, Haftung, Rechtswahl, Streitbeilegung etc.) sowie gesetzliche und behördliche Vorgaben müssen aber auch von den Vertragsparteien berücksichtigt und im richtigen Kontext gesetzt werden. Die Incoterms® ersetzen daher keine Rechtsberatung durch spezialisierte Rechtsanwälte.“
Weiterhin sehen beispielsweise die zwei Klauseln CIP und CIF zwingend einen Versicherungsschutz vor. Der Verkäufer ist demnach verpflichtet, einen Versicherungsvertrag abzuschließen: „Vielen Unternehmen ist aber nicht klar, dass einige Länder zum Beispiel die gesetzliche Vorgabe machen, dass die Versicherungen zwingend bei einem inländischen Versicherungsunternehmen abgeschlossen werden müssen.“
Auslegungsregel neu formuliert und strukturiert
Rund 500 Experten aus über 40 Ländern haben an den Incoterms® 2020 mitgewirkt, über 3.000 Kommentare von Marktakteuren weltweit wurden ausgewertet und sind je nach Relevanz in das Werk eingeflossen. „Denn ein internationaler Standard funktioniert ja nur dann, wenn er tatsächlich dem jeweils eigenen Anspruch der Nutzer gerecht wird“, erläutert Poleacov. Positiv wertet der Fachanwalt auch, dass die Incoterms® 2020 in deutlich mehr Sprachen übersetzt wurden als in der Vergangenheit. Außerdem hat die ICC dafür gesorgt, dass durch Schulungen und Train-the-Trainer-Lehrgänge die neuen Incoterms® 2020 besser und schneller bei den Endanwendern ankommen. Zudem gibt es das Handbuch auch als E-Book und es wird in Ländern mit geringer Kaufkraft auch zu einem besonders günstigen Preis angeboten.
Spielregeln ermöglichen erfolgreiche Zusammenarbeit
Wenn man die Praxishinweise von Peter Poleacov ernst nimmt, kann man unter anderem davon profitieren, indem man Zeit spart beim Abschluss von Verträgen: „Wer wirklich sicher mit den Klauseln umgeht, kann effizient und rechtssicher zum Ausdruck bringen, was vereinbart wird. Das bedeutet schlicht und ergreifend schnellere Geschäftsabschlüsse und mehr Rechtssicherheit, weil die Vertragsparteien sich auf einen Standard geeinigt haben, der definiert ist.“ Mögliche Diskussionen werden reduziert und es gibt weniger unkalkulierbare Risiken: „Ich übernehme mit einem Vertrag Risiken, aber an Hand des Handbuchs kann ich diese sicher identifizieren und eine bewusste Entscheidung treffen.“